Deutschland ist Europameister! Jedenfalls beim Verpackungsmüll. Im Jahr 2019 wurde der traurige Spitzenwert von 18,9 Millionen Tonnen erreicht, Tendenz steigend. Folgen sind dabei nicht nur die Verschmutzung des öffentlichen Raumes, sondern auch Auswirkungen auf den Klimawandel. Insbesondere die Entsorgung des Abfalls ist mit hohem Ressourcen- und Energieaufwand verbunden. Dieses Problem kann nur zum Teil durch Recyclingtechnologien gelöst werden, denn beim Recycling verliert das Material außerdem oft an Qualität und ein gewisser Anteil geht sogar verloren.Die Abfallvermeidung (Precycling) ist daher oberstes Ziel der sogenannten Abfallhierarchie. Denn: Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Wie aber lassen sich im Alltag Verpackungen einsparen? Diese Frage wurde im Rahmen der PuR HomeLabs ganz praktisch untersucht. Dafür arbeitete das PuR-Team eng mit den Teilnehmenden der HomeLabs zusammen und konnte so Einblicke in Hemmnisse und Potenziale der alltäglichen Verpackungsvermeidung gewinnen. Erste Ergebnisse sind nun verfügbar.
Im Rahmen von sogenannten HomeLabs hat das PuR-Forscherteam im Sommer und Herbst 2021 gemeinsam mit den Teilnehmenden untersucht, wie sich unterschiedliche Interventionen auf die Menge und Zusammensetzung des Verpackungsabfalls von Haushalten auswirken. Denn in privaten Haushalten fällt rund die Hälfte des gesamten Verpackungsabfalls in Deutschland an. Die Teilnehmenden haben daher ihren Verpackungsabfall dokumentiert, sich gegenseitig Tipps gegeben und zu Mehrwegerfahrungen ausgetauscht. Derzeit werden die Umfragen, Interviews, Abfälle und Tagebücher ausgewertet. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass direkt nach der Interventionsphase die Teilnehmenden im Durchschnitt mehr Precycling-Verhalten berichten als vorher, und zwar unabhängig von der jeweiligen Interventionsgruppe und ohne das andere Einflüsse wie Alter, Geschlecht usw. berücksichtigt wurden. Auch das Reuse-Verhalten wurde z.T. beeinflusst. Erste Auswertungen des gesammelten Verpackungsabfalls zeigen außerdem, dass das Trennverhalten der Teilnehmenden während der Interventionsphase positiv beeinflusst wurde: So hat sich die Anzahl an Verpackung die fälscherweise im Restmüll entsorgt wurde deutlich reduziert.
Das Thema wurde dabei aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet: Aus psychologischer Perspektive (Verantwortliche: Klara Wenzel), mit einem soziologischen Fokus (Verantwortliche: Elisabeth Süßbauer) und mit umweltingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt (Verantwortliche: Justus Caspers und Sarah Otto). Unterstützt wurden das Team dabei von unseren Praxispartnern BUND, a tip: tap, kathi&käthe fairverpackt und reCircle.
Verpackungsvermeidung kann letztendlich aber nur durch die gemeinsame Beteiligung von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft umgesetzt werden. Ziel des Projekts „PuR – Mit Precycling zu mehr Ressourceneffizienz“ ist daher, Hemmnisse der Verpackungsvermeidung in allen Lebensphasen eines Produkts zu identifizieren. Darauf aufbauend sollen gemeinsam mit unseren Praxispartnern innovative Precycling-Lösungen erprobt und umgesetzt werden.