Die jüngsten Verhandlungen in Nairobi über ein internationales Plastikabkommen haben kontroverse Diskussionen ausgelöst. Im Interview mit der taz gibt Dr. Henning Wilts, Co-Leiter der PuR-Nachwuchsgruppe, einen Einblick in die Herausforderungen und die unterschiedlichen Standpunkte der beteiligten Länder.

Im Mittelpunkt der Gespräche in Nairobi im November stand der so genannte Zero Draft, ein Entwurf für ein internationales Abkommen zum Umgang mit Plastik, der als eine Art Wunschliste fungierte, auf der die vielfältigen Vorstellungen der Beteiligten festgehalten wurden. Ein zentrales Problem der Verhandlungen war jedoch das Fehlen einer klaren Zielsetzung für das Abkommen. Uneinigkeit über konkrete Maßnahmen war vorprogrammiert. Dr. Wilts macht im Interview darauf aufmerksam, dass die verhandelnden Mitgliedsstaaten in verschiedene Lager gespalten sind. Länder wie Saudi-Arabien, Russland, Iran und Indien sehen das Plastikmüllproblem als eine Frage der Abfallwirtschaft. Auf der anderen Seite stehen Länder wie die EU-Mitgliedsstaaten, die den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffprodukten im Auge haben und Maßnahmen wie Verbote und Produktionsbeschränkungen befürworten.

Dr. Wilts erklärt die Blockadehaltung einiger Staaten mit dem aktuellen Stand der Verhandlungen auf UN-Ebene: Nach wie vor gilt das Einstimmigkeitsprinzip, was bedeutet, dass ein einzelner Staat oder eine kleine Gruppe den gesamten Prozess blockieren kann. Dennoch ist Dr. Wilts optimistisch, dass die Verhandlungen in den kommenden Monaten fortgesetzt werden und noch deutliche Fortschritte erzielt werden können. Angesichts der Unwägbarkeiten auf globaler Ebene betont Dr. Wilts aber auch die Bedeutung regionaler Maßnahmen. Insbesondere hebt er die Bedeutung der neuen EU-Verpackungsverordnung hervor, die ebenfalls im November in Brüssel beschlossen wurde. Sie legt unter anderem konkrete Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Kunststoffen und den Anteil von Mehrweglösungen fest.

Dr. Wilts schließt das Interview mit einem Appell an die Verbraucher*innen, selber aktiv etwas gegen Plastikmüll zu unternehmen. Er empfiehlt, Lebensmittel in wiederverwendbaren Behältern zu kaufen, auf Umweltkennzeichen wie den Blauen Engel zu achten und regional einzukaufen, um Verpackungsmüll zu reduzieren. Insgesamt wird deutlich, dass es trotz der aktuellen Herausforderungen auf internationaler Ebene auch auf regionaler und individueller Ebene Handlungsmöglichkeiten gibt, um dem Plastikproblem entgegenzuwirken.

Hier geht es zum Interview mit Dr. Henning Wilts in der taz.

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