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Veröffentlichung
Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.) (2025): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen. Bielefeld: transcript Verlag. https://doi.org/10.1515/9783839472996
Verpackungen sind ambivalent: Einerseits erfüllen sie vielseitige Funktionen und prägen dadurch unsere Versorgungs- und Ernährungsmuster, andererseits sind sie mit ihrer sehr kurzen Lebensdauer das Wegwerfprodukt schlechthin. Als Abfall verschmutzen sie nicht nur Ökosysteme, auch ihre Entsorgung oder ihr Recycling sind äußerst ressourcenintensiv. »Precycling«, also die Vermeidung von Verpackungsabfällen, ist daher ein wichtiges Anliegen in Wissenschaft und Praxis. Die Beiträger*innen geben einen Einblick in das komplexe Thema und fächern die Spannungsfelder auf. Dabei wird deutlich: Technische, soziale, ökonomische und regulative Ansätze müssen beim Precycling ineinandergreifen, um Verpackungsabfälle effektiv und nachhaltig zu reduzieren.
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Buchkapitel
Engelt, A.; Wilts, H.; Pillmann, V. (2025): Normung als Ansatz der Verpackungsabfallvermeidung.
In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen, 106-118. Bielefeld: transcript Verlag. https://doi.org/10.1515/9783839472996-005
Normen und Standards sind zentrale Treiber für die Diffusion von Precycling-Lösungen. Fehlen normative Festlegungen, führt dies sowohl aus Sicht der Nutzenden als auch der Anbietenden zu zusätzlichen Aufwänden und macht Precycling-Lösungen damit im Vergleich zu den sehr präzise definierten Einweg-Lösungen unattraktiver. Mit der Normungsroadmap Circular Economy von DIN, DKE und VDI wurde ein von einem breiten Spektrum an Stakeholdern getragener Prozess gestartet, solche Normungsdefizite zu konkretisieren und daraus konkrete Normungsbedarfe abzuleiten.
Süßbauer, E.; Lüder, C. (2025): Von Recycling zu Precycling. Verpackungsabfallvermeidung systemisch betrachtet.
In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen. Bielefeld: transcript Verlag, 7-23.
https://doi.org/10.1515/9783839472996-001
Trotz des gestiegenen öffentlichen Bewusstseins für sozial-ökologische Folgen steigt die Menge der Verpackungsabfälle weiter an. Die These der Autorinnen ist, dass das Problem mit einer techno-zentrierten Vorstellung von einer Kreislaufwirtschaft und einer Verantwortungsübergabe an Konsument*innen nicht gelöst werden kann. Stattdessen braucht es eine effektive Umgestaltung von Warenketten und Konsummustern, aber auch einen Diskurswandel: weg von der Entsorgung des Mülls hin zu einer Fürsorge um unseren Müll und dessen Entstehung. Um diese systemische Perspektive zu verfolgen, nutzen wir den Begriff des Precyclings. Dieses Kapitel bietet eine Einführung in das Thema und stellt die verschiedenen Beiträge des Sammelbandes vor.
Süßbauer, E.; Nitsch, G.; Fischer, J.; Doğanay, E. (2025): Zero Waste gleich Zero Diversität? Kultursensible Kommunikation von Precycling-Ansätzen.
In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen, 75-101. Bielefeld: transcript Verlag.
https://doi.org/10.1515/9783839472996-004
Viele Zero-Waste-Praktiken richten sich an sozioökonomisch besser gestellte, jüngere und weibliche Personen. Die Bedürfnisse, Motivationen und Gewohnheiten anderer Bevölkerungsgruppen in Bezug auf Abfall werden hingegen kaum erforscht und adressiert. In diesem Beitrag stellen daher drei Umweltvereine (Yeşil Çember, a tip: tap und NourEnergy) vor, wie sie Abfallvermeidung kultursensibel vermitteln. Der Fokus liegt dabei auf Menschen mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund. Ausgehend von diesen praktischen Erfahrungen werden übergeordnete Handlungsempfehlungen für eine zielgruppenspezifische Kommunikation von Precycling-Ansätzen abgeleitet. Die Empfehlungen richten sich an Akteur*innen aus Politik, Verwaltung und dem Bildungssektor. Zudem sollte das hier vorgestellte Erfahrungswissen in zukünftige transdisziplinäre Forschungsprozesse einfließen, um diese kultursensibler zu gestalten.
Süßbauer, E.; Rubik, F.; Sattlegger, L. (2025): Mehrweg im Alltag – Wie kann die Umstellung von Routinen in Lebensmittelhandel, Gastronomie und Privathaushalten gelingen?
? In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen. Bielefeld: transcript Verlag, 251-277.
https://doi.org/10.1515/9783839472996-012
Damit die Nutzung von Mehrwegverpackungen zur Normalität wird, müssen sie in Alltagsroutinen integriert werden. Dies gilt nicht nur für den Alltag von Konsument*innen, sondern auch für den Lebensmittelhandel und die Gastronomie. Dieser Beitrag zeichnet nach, welche Veränderungen notwendig sind, um Mehrweg in den Alltag dieser verschiedenen Umsetzungsbereiche zu integrieren und welche Herausforderungen sich bei der Umstellung von Routinen ergeben. Die Zusammenstellung zeigt, dass Mehrweg in Handel und Gastronomie ein Transformationsprozess ist, der partizipativ gestaltet sein sollte. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Akzeptanz von Verbraucher*innen aus und ermöglicht ihnen, ihre privaten Mehrwegroutinen auf den Außer-Haus-Verzehr auszuweiten.
Süßbauer, E.; Schleidt, N. (2025): Wie kann Bring Your Own für den Take-away-Verzehr gefördert werden? Einsichten aus Forschung und Praxis.
In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen. Bielefeld: transcript Verlag, 301-322.
https://doi.org/10.1515/9783839472996-014
Obwohl das Mitbringen eigener Behälter – auch Bring Your Own (BYO) genannt – sowohl ökologische, logistische als auch finanzielle Vorteile mit sich bringt, wird es in der Debatte um die Reduktion von Einwegverpackungen bislang kaum berücksichtigt. Auch gibt es kaum Forschung zu diesem Thema. Bisherige Studien konzentrieren sich entweder auf den Einkauf von Lebensmitteln in Unverpackt-Läden, auf wiederverwendbare Kaffeebecher oder auf ausleihbare Mehrwegboxen. Dieser Beitrag fasst zunächst zentrale Erkenntnisse dieser Studien zusammen und diskutiert dann, inwiefern sich diese auf BYO übertragen lassen. Darauf aufbauend sowie basierend auf Praxiserfahrungen des Zero Waste e.V. und der Initiative „Einmal ohne, bitte“ werden Vorschläge und Maßnahmen skizziert, wie BYO für den Takeaway- Verzehr effektiv gefördert werden könnte.
Otto, S.J.; Suski, P.; Caspers, J. (2025): Perspektivwechsel in der Umweltbewertung von Verpackungen: Die Bedeutung und Integration sozialer Praktiken.
In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen. Bielefeld: transcript Verlag, 323-344.
https://doi.org/10.1515/9783839472996-010
Methoden der Umweltbewertung wie die Ökobilanz bieten sich an, um ökologische Effekte von Maßnahmen der Verpackungsvermeidung zu quantifizieren. Bisherige Studien betrachten Verpackungen hierbei jedoch als streng technische Phänomene, losgelöst von deren Rolle im Alltag der Menschen. Dies führt zu fehlerhaften Annahmen im Umgang mit Verpackungen und zu Umweltmodellen mit geringer Aussagekraft. Wir stellen einen interdisziplinären Ansatz der Ökobilanz von Verpackungen vor, in dem die sozialwissenschaftliche Analyse von Verpackungen mit technischen Analysen der Wertschöpfungsketten verbunden wird. Durch diesen Perspektivwechsel sollen neue Arten von Umweltpotenzialen im Bereich Verpackungen und Verpackungsvermeidung identifiziert werden, was die Grundlage für eine ambitionierte Umweltpolitik darstellt.
Wenzel, K.; Süßbauer, E.; Otto, S.J.; Caspers, J. (2025): Precycling im Alltag fördern Lernerfahrungen aus einer HomeLab-Studie.
In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen. Bielefeld: transcript Verlag, 323-344.
https://doi.org/10.1515/9783839472996-015
In diesem Beitrag reflektieren wir die inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit zur Förderung von Precycling im Rahmen von HomeLabs. Unsere Reflexion zeigt: HomeLabs sind ein geeigneter häuslicher Lernraum, um disziplinenübergreifend und gemeinsam mit Haushalten zu erforschen, wie Verpackungsabfall im Alltag verringert werden kann. Ein solches Format birgt Chancen und Herausforderungen, da unterschiedliche Vorstellungen über Problemursachen, Ziele und Handlungsmöglichkeiten aufeinandertreffen. Um diesen zu begegnen, sollten in Forschungsprojekten mit HomeLabs die jeweiligen disziplinären Grundannahmen zu Beginn des Prozesses thematisiert werden. Ebenso wichtig ist es, dass alle Beteiligten eine Offenheit für dynamische und methodenoffene Prozesse mitbringen. Der Beitrag leitet dazu Handlungsempfehlungen für zukünftige realweltliche Forschungsformate ab.
Wilts, H. (2025): Von der Theorie zur Praxis – Policy-Mixe für Verpackungsvermeidung.
In: Süßbauer, E.; Lüder, C. (Hg.): Precycling. Perspektiven auf die Vermeidung von Verpackungsabfällen, 194-206. Bielefeld: transcript Verlag.
https://doi.org/10.1515/9783839472996-009
Trotz intensiver öffentlicher Debatten um Verpackungsabfälle sind bisher kaum Anzeichen einer systematischen Verpackungs-Wende erkennbar, die Systeme sind noch immer ganz überwiegend linear ausgerichtet. Am Beispiel von Verboten einzelner Einwegkunststoffprodukte diskutiert dieser Beitrag die Notwendigkeit durchdachter Policy-Mixe, wenn Einzelinstrumente nicht auf der Ebene reiner Symbolpolitik verbleiben sollen. Auf der Basis von Beispielen aus Deutschland, Kenia und den USA zieht der Autor erste Schlussfolgerungen, wie eine missionsorientierte Politikgestaltung für das Thema Precycling formuliert werden könnte.