Fast alles was wir kaufen ist verpackt, auch wenn es nicht unbedingt sein muss. Kein Wunder also, dass jede*r Deutsche durchschnittlich 227kg Verpackungsabfall innerhalb eines Jahres produziert. Welche Strategien gibt es, um dieser Verpackungsflut Herr zu werden? Diese Frage stellte Sarah Otto (PuR) am 26. April im Seminar „Ressourcenmanagement und Konsumverhalten“ des Interdisziplinären Fernstudiums Umweltwissenschaften an der Fernuniversität Hagen vor. Im Fokus des Seminars stehen Strategien für einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen, eine verantwortungsvolle Produktion und nachhaltigeren Konsum in Anlehnung an die Idee der Kreislaufwirtschaft.

Kreislaufwirtschaft in Theorie und Praxis

Eine Strategie im Umgang mit Verpackungsmüll ist der Ansatz der Kreislaufwirtschaft, der erstmals 2012 im Kreislaufwirtschaftsgesetz etabliert wurde. Dort wird Kreislaufwirtschaft als „Vermeidung und Verwertung von Abfällen“ definiert. Weitere Grundsätze der Kreislaufwirtschaft sind der Schutz von Umwelt und menschlicher Gesundheit, der Fokus auf den gesamten Lebenszyklus von Produkten und die Schonung natürlicher Ressourcen. Dabei werden die einzusetzende Energie, die erwarteten Emissionen und die Anreicherung von Schadstoffen berücksichtigt. Im „Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft“ (2015) geht die EU in ihrer Zielstellung sogar noch weiter: Ziel ist, den Wert von Produkten, Stoffen und Ressourcen innerhalb der Wirtschaft so lange wie möglich zu erhalten und möglichst wenig Abfall zu erzeugen. Best Practice Beispiele in diesem Bereich sind z.B. Mehrweglösungen wie das deutsche Getränkepfandsystem. Aber auch die Vermeidung von Verpackung – wie in Unverpackt-Läden – hat ihren Platz in der Abfallvermeidungshierarchie.

Hemmnisse und Chancen

Trotz dieser Strategien steigen die Abfallströme, insbesondere Verpackungsabfällt, jedoch kontinuierlich an. So fielen allein 2018 18 Millionen Tonnen Verpackungsabfall in Deutschland an. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Verpackungen immer mehr Funktionen – von Transport, Lagerung, Information bis hin zur Werbung – erfüllen müssen. Auch der Ausbau des Distanzhandels, der Außer-Haus-Konsum von Lebensmitteln, sowie Convenience-Orientierung spielen hierbei eine Rolle. Lösungsstrategien müssen also systemisch orientiert sein: Sie müssen alle Lebensphasen eines Produkts und die beteiligten Akteur*innen – Handel, Politik, Entsorger und Verbraucher*innen – berücksichtigen. Gleichzeitig ist die Messung und Bewertung von Maßnahmen der Verpackungsvermeidung schwierig. So kann Verpackunsvermeidung im Lebensmittelbereich zu erhöhten Lebensmittelabfällen führen, da Verpackungen hier dem Schutz der Produkte während Transport und Lagerung dienen. Auch fehlen bisher (quantifizierte) politische Zielsetzungen, um den Fortschritt von Kreislaufwirtschaftsinitiativen messen zu können.


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