Das Verpackungsgesetz wird dieses Jahr 30. Am 12. Juni 1991 wurden erstmals Regeln zur Mülltrennung im Bundesgesetzblatt festgehalten und in den kommenden Jahren schrittweise eingeführt. Mittlerweile ist aus der Verordnung ein Gesetz geworden, das Hersteller und Handel in die Pflicht nimmt: Diese werden verpflichtet, Verpackungsabfälle zu vermeiden, die Wiederverwendung zu gewährleisten oder die Abfällt dem Recycling zuzuführen. Auch zahlen sie für Abholung, Sortierung und Verarbeitung ihrer Produktverpackungen.

Abfallexperte Henning Wilts vom Wuppertal-Institut blickt positiv auf die Anfänge des Recyclings zurück: Die damals großen Sorgen wegen wachsender Müllfluten seien dadurch entschärft worden. «Deutschland war einer der ersten Staaten, die private Firmen für die Verpackungsentsorgung in die Verantwortung genommen haben – das war bahnbrechend.» Die Müllmenge sank zunächst – weil die Hersteller weniger Verpackungen einsetzten, um nicht so viel zahlen zu müssen.

Trotzdem fielen 2019 insgesamt 6,28 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. 53% davon wurden energetisch verwertet und so der Kreislaufwirtschaft entzogen. Die Rezyklatquote bei Abfällen aus privaten Haushalten lag dabei bei nur 33%, während von den Kunststoffabfällen aus gewerblichem Endverbrauch 47% recycelt wurden. Woher kommen diese Unterschiede? Branchenexpert*innen weisen auf die hohe Zahl an Verbundverpackungen hin, die nur schlecht recycelt werden können.

Der Manager pocht darauf, Industrie und Handel schon bei der Produktion in die Pflicht zu nehmen und nicht erst über Kosten für das Recycling – sie müssten darauf getrimmt werden, ihre Verpackungen so zu konzipieren, dass sie nach ihrer Nutzung besser recyclingfähig seien als bisher. Wettbewerbern wie Remondis und Veolia sind die schwer recycelbaren Verpackungen ebenfalls ein Dorn im Auge. Und Gunda Rachut von der Zentralen Stelle Verpackungsregister stellt fest: «Der Trend bei den Verbundverpackungen geht klar zu Lasten des Recyclings.» […] Umweltexperte Wilts nennt es einen «schweren Fehler, dass das Verpackungsgesetz nicht ausreichend auf die Frage der Recyclingfähigkeit abzielt».

Das Verpackungsgesetz sieht vor, dass im nächsten Jahr 63% der Kunststoffe recycelt werden müssen. Entsprechend bald muss die Bundesregierung über weitere Schritte entscheiden. Weitere Infos zum Thema und mögliche Lösungsansätze aus der Plastikmisere zeigt der Beitrag der Tagesschau, indem auch Dr. Henning Wilts aus unserem Team interviewt wird.


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