Überquellende Mülleimer, massenweise Online-Bestellungen, leere Restaurants. Die Corona-Pandemie hat nicht nur unseren Arbeitsalltag merklich verändert – auch der öffentliche Raum erfährt ganz neue Mengen an Verpackungsmüll. Während das öffentliche Leben stillsteht und infolge des Lockdowns ins Private verlagert wird, kämpft die Stadtreinigung mit Bergen an Pizzaschachteln, Dönerboxen und Einweg-Kaffeebechern. Auch Mehrweg-Systeme werden eingeschränkt, wie das Befüllen des eigenen Kaffeebechers für unterwegs. Führt die Corona-Pandemie am Ende zu einem Rückschritt in Sachen Verpackungsvermeidung?

Um zu erforschen, wie die Corona-Pandemie das Alltagshandeln von Verbraucher*innen verändert, hat die Gruppe im Mai 2020 eine Studie mit 26 Berliner*innen durchgeführt. Die Befragten hielten eine Woche lang ihre Einkaufs- und Ernährungsgewohnheiten in einem Tagebuch fest und fotografierten ihren Verpackungsmüll. Daraufhin wurden sie zur Bedeutung von Lebensmittelverpackungen in ihrem Alltag vor und während der Corona-Pandemie befragt. Ein kurzer Bericht über diese Studie ist jetzt im Tagesspiegel erschienen.

Erste Ergebnisse zeigen einerseits, dass die Bedenken gegenüber unverpackten Lebensmitteln teilweise gewachsen sind. Insbesondere von älteren Personen werden unverpackte Produkte als unhygienisch betrachtet , da sie von anderen angefasst werden können. Dies könnte damit zusammenhängen, dass diese Personen zur Risikogruppe zugehörig sind und Infektionsrisiken minimieren möchten.

Andererseits ergeben sich durch die veränderte Alltagsorganisation, zum Beispiel die vermehrte Arbeit im Home-Office, aber auch Chancen für Verpackungsvermeidung. So werden Einkäufe stärker geplant und zu Hause vorbereitet, was das Mitbringen eigener Mehrwegbehälter und somit die langfristige Reduktion von Einwegverpackungen begünstigt: „Gibt auf jeden Fall auch immer wieder Situationen, wo ich denke: Ah okay, hätte ich jetzt mal einen Beutel mitgenommen. Oder ich muss daran denken, in allen meinen Taschen irgendwo einen Beutel zu haben. Also jetzt weniger, weil wenn ich jetzt einkaufen gehe, auch gerade von zu Hause losgehe”, so eine Befragte im Interview.

Die Studie zeigt auch: Da während des Lockdowns häufiger zuhause gekocht und gegessen wurde, wird die Menge an selbst produzierten Verpackungsabfällen sichtbarer. Zwar fallen auch beim Unterwegs- und Sofort-Verzehr sehr viele Abfälle an, diese werden jedoch in der Regel nicht im Haushalt der Verbraucher*innen entsorgt und sind dadurch “unsichtbar”. Was diese erhöhte Sichtbarkeit für die Vermeidung von Verpackungsabfällen bedeutet, ist Gegenstand weiterer sich anschließender Forschung der Nachwuchsgruppe PuR.


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