Seit dem 1. Januar 2021 muss jedes EU-Land für jedes Kilo nicht-recyceltes Plastik eine Abgabe zahlen. Diese „EU-Plastikabgabe“ ist Teil der Finanzierung des 750 Milliarden Euro schweren EU-Finanzpakets, welches die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie sichern soll. Gleichzeitig soll die Abgabe den Kampf gegen den Plastikmüll voranbringen: Allein in Deutschland werden rund 50% der Plastikverpackungen nicht recycelt, sondern verbrannt. Bei einem Aufkommen von rund 38 Kilogramm Plastikverpackungen pro Kopf ergibt sich für Deutschland eine zu erwartende Summe von rund 1,4 Milliarden Euro.

Dabei ist die Finanzierungsfrage noch nicht entschieden: Plädieren die Grünen dafür, Hersteller von Verpackungen stärker in die Verantwortung zu nehmen, so befürchtet die Union in diesem Fall steigende Kosten für Verbraucher*innen. Als Experte für Kreislaufwirtschaft wurde Henning Wilts hierzu vom Bayrischen Rundfunk um eine Einschätzung gebeten:

International steht Deutschland übrigens in Sachen Recycling nicht schlecht da, sagt Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Aber Länder wie Frankreich oder die Niederlande, hätten schon früher Anreize für Unternehmen gesetzt, recycelbare Verpackungen zu entwickeln. Selbst in China werde mehr in umweltfreundliche Lösungen investiert. Deutschland verliere da zunehmend den Anschluss. „China holt da massiv auf und wird irgendwann das Land sein, das die Standards setzt und das waren wir mal in Deutschland“, sagt Henning Wilts.

Er plädiert deshalb dafür, bei der nächsten Novelle des Verpackungsgesetzes diejenigen zu bevorteilen, die recyclingfreundliche Verpackungen auf den Markt bringen. Wer eine Verpackung herstellt, die nicht-recycelbar ist, soll mehr zahlen. So könnte man einen Teil der Plastikabgabe finanzieren.

Das Jahr 2021 scheint spannend für die Recyclingbranche zu werden. Neben der EU-weiten Plastikabgabe wurde nun auch der Export von Plastikmüll aus der EU stark beschränkt: So dürfen Kunststoffabfälle, die vermischt oder verschmutzt sind, nicht mehr exportiert werden. Dies soll den Ausbau des Recyclings weiter voranbringen und illegale Exporte unterbinden. Wie sich dies auf den anhaltenden Trend zur Verpackungsvermeidung auswirken wird, bleibt abzuwarten.


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