PuR Fachtagung

26. Juni 2023

Workshop 4: Rahmenbedingungen für Verbraucher*innen – Instrumente zur Transformation

In vielen Bereichen ist klar, wie Precycling-Lösungen aussehen könnten – große Fragezeichen existieren allerdings mit Blick auf den Weg dorthin: Welche Rahmenbedingungen brauchen Verbraucher*innen, um Mehrweg in ihrem Alltag tatsächlich umsetzen zu können? Welche Voraussetzungen sind erforderlich, damit die Vermeidung von Lebensmittelverpackungen zum Geschäftsmodell wird und Mehrweglösungen den Einwegverpackungen vorgezogen werden?

Workshop 4 legte deshalb den Fokus auf die Gestaltung notwendiger Veränderungsprozesse. Im Mittelpunkt standen die externen Rahmenbedingungen, die erforderlich sind, damit die Vermeidung von Lebensmittelverpackungen auch ökonomisch sinnvoll wird. Vor diesem Hintergrund betrachteten die vier Inputgeber*innen der Session das breite Spektrum möglicher Instrumente: Jennifer Schinkel aus dem PuR-Team beleuchtete Verbote als mögliches Instrument zur Steuerung des Verhaltens von Verbraucher*innen; Sophia von Bonin (ProjectTogether) diskutierte die Rolle von Collective Action-Plattformen bei der Förderung von Mehrweglösungen; Alexandra Engelt (DIN) erläuterte, wie Normen dazu beitragen können, Produkte und Geschäftsmodelle zur Vermeidung von Lebensmittelverpackungen zu etablieren; Benedict Wermter (freier Journalist) zog Parallelen zur Drogenpolitik und erörterte Anreize, um das Verhalten von Plastik-Verbraucher*innen zu leiten.

In der anschließenden Diskussion zeigte sich schnell, dass alle Instrumente ihre Stärken und Schwächen haben – manche wirken sehr schnell, sind dafür aber teuer oder unbeliebt, andere stoßen Innovationsprozesse an und wirken motivierend, sind aber langwierig und in ihren konkreten Effekten deutlich unsicherer. Während Verbote im Detail zwar einfach klingen, stellen sie in der Praxis eine komplexe Herausforderung dar, die umfangreiche Kommunikation und die Einbeziehung der Stakeholder*innen erfordert. Die Entwicklung von Normen erfordert einen stark partizipativen Prozess, der nicht von selbst entsteht. Dabei gilt es zukünftig, kleinere Akteur*innen intensiver einzubinden und noch stärker auf Precycling abzuzielen. Zudem basieren viele der derzeitigen Maßnahmen entweder auf Greenwashing oder zielen auf End-of-Pipe-Lösungen (nachgelagerte Lösungen am Ende der Prozesskette) zur Behebung von Schäden ab. Marktwirtschaftliche Instrumente werden nur wenig eingesetzt.

Als gemeinsames Fazit hielten die Workshop-Teilnehmenden fest, dass eine Kombination verschiedener Ansätze erforderlich ist, um die Vermeidung von Lebensmittelverpackungen zu fördern und die Transformation zu Mehrweglösungen voranzutreiben.

 

© Fotos: Jörg Farys