PuR Fachtagung

26. Juni 2023

Workshop 1: Mehrweg im Alltag – welche neuen Routinen braucht es?

Alltage stellen für Transformationen eine Herausforderung dar, denn alltäglich ausgehandelte Routinen sind komplex und werden durch vielerlei Einflüsse geprägt. Im Workshop 1 wurden drei Alltagsbereiche, die für Mehrwegroutinen relevant sind, in den Blick genommen: Verbraucher*innen, Gastro-Betriebe und Handel. In den einführenden Inputs von Elisabeth Süßbauer (TU Berlin), Lukas Sattlegger (ISOE) und Frieder Rubik (IÖW) wurde aus einer „Bottom-Up”-Perspektive auf die erforderlichen Veränderungen von Mehrwegroutinen in diesen Bereichen geblickt. Die Vortragenden bekräftigten, dass ein partizipatives Vorgehen wichtig für die Vermeidung von Widerständen ist, die bei der Veränderung von Routinen aufkommen können (z.B. bei Mitarbeiter*innen im Großhandel oder in Restaurants). Anschließend stellte Henning Wilts (Wuppertal Institut) die These zur Diskussion, dass eine Standardisierung von Behältern bei der Etablierung und Normalisierung von Mehrwegroutinen helfen kann, und vertrat damit eine „Top-Down”-Perspektive auf die Transformation von Alltagen. Wichtig ist dabei, dass es ein übergreifendes Mehrwegsystem gibt, so dass Verbraucher*innen die Behälter überall zurückgeben können und Routinen vereinfacht werden.

Darüber hinaus diskutierten die Teilnehmenden des Workshops, inwiefern es beide Prozesse – sowohl Bottom-Up als auch Top-Down – braucht und wie Normungsprozesse auch partizipativ gestaltet werden können. Auch wenn Partizipation Grenzen hat, da sich häufig nur bestimmte Gruppen mit einer guten Lobby beteiligten, so ist die partizipative Entwicklung von Normen dennoch einen Versuch wert, berichtete Henning Wilts von seinen Erfahrungen bei der Normungsroadmap Circular Economy. Eine Gefahr von Standardisierung könne allerdings sein, dass kleinere Unternehmen „untergehen” – dies muss rechtzeitig entsprechend aufgefangen werden.

Insgesamt wurden im Workshop mögliche Ansätze für eine Transformation von Routinen deutlich: Sie müssen an bestehende Alltage anknüpfbar sein; die Vielfalt und Komplexität dieser Alltage kann über partizipative Prozesse in die Entwicklung von Normen mit eingebracht werden.

© Fotos: Jörg Farys