PuR Fachtagung
26. Juni 2023
Ideenwerkstatt: Nische goes Mainstream – Unverpacktkonzepte von morgen
Ziel der Ideenwerkstatt war es, gemeinsam mit Akteur*innen aus Praxis und Wissenschaft Transformationshebel für die weitere Konsolidierung und Verbreitung von Unverpackt-Ansätzen zu identifizieren. Zum Einstieg gab es dazu drei kurze Inputs. Im ersten Input stellten Diana Lantzen und Katharina Richter vom Verband unverpackt e.V. die Entwicklungen in der Unverpackt-Branche aus Perspektive der Ladeninhaber*innen vor. Die Branche sei trotz wirtschaftlicher Höhen und Tiefen zwar beständig, werde aber stark durch ehrenamtliches Engagement getragen. Eine Professionalisierung der Branche ist aus Sicht der beiden Verbandsvorständinnen wichtig für die Weiterentwicklung und Verbreitung von Unverpackt-Läden. Zudem spielen stabile Mengenabsätze für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Unverpackt-Läden eine wichtige Rolle. Experimentiert wird aber auch mit Konzepten aus angrenzenden Bereichen, wie etwa der Solidarischen Landwirtschaft. Michael Albert, Mitbegründer von TareTag, informierte im zweiten Input über den Prototypen einer Etikettiermaschine, die es Kund*innen und Verkäufer*innen ermöglicht, ihre Behälter über einen digitalen Prozess in den gesamten Konsumprozess zu integrieren. Alle involvierten Akteur*innen können beliebige Mehrwegbehälter mit einem Etikett („Tag“) versehen, der die Tara (= Leergewicht) des Gefäßes sowie den Inhalt vermerkt. Einen Überblick über die Forschungslandschaft zu Unverpackt gab abschließend Melanie Kröger von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im dritten Input. Sie berichtete von bisherigen Entwicklungslinien und offenen Fragestellungen. Nach der Förderinitiative im Rahmen des BMBF-Forschungsschwerpunktes „Plastik in der Umwelt – Quellen · Senken · Lösungsansätze“, besteht nun eine kleine Forschungslandschaft, die durch neue Projekte beflügelt werden könnte. Anknüpfungspunkte bieten die aktuellen Projekte Unverpackt 2.0 und die AG Verpackungsreduktion in der Lebensmittelwirtschaft an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie der aus der PuR-Tagung hervorgehende Sammelband.
Anschließend diskutierten die Teilnehmenden in einem World Café-Format zu Fragen anstehender Entwicklungen. Potenziale für Verbraucher*innen-gemeinschaften wurden in preislichen Anreizen, z.B. durch Abo-Angebote oder Mitgliedschaften, sowie in der Unterstützung der Routinisierung gesehen. Auch die Diversifizierung des Angebots von Unverpackt-Läden durch Trockenwaren und Frischwaren könnte dazu beitragen, den Einkauf in Unverpackt-Läden für Kund*innen attraktiver zu gestalten. Die Vereinfachung von Unverpackt-Einkäufen war auch Thema am Tisch zur digitalen Selbstbefüllung. Sabine Wolf und Michael Albert von TareTag tauschten sich mit den Teilnehmenden zu weiteren Funktionen aus, die in die zum digitalen Etikett gehörende App integriert werden könnten. Der Einsatz eines digitalen Tools wurde vor allem unter dem Aspekt der Vereinfachung verschiedener Prozesse rund um Einkauf und Konsum diskutiert. Allgemein besteht Forschungsbedarf, die Terminologie von „Unverpackt“ mit gesetzlichen Definitionen (z.B. dem Verpackungsgesetz) abzugleichen. Ebenso müssten administrative Prozesse vereinfacht werden, etwa durch Vereinheitlichung und Digitalisierung. Letztlich ist noch unklar, wie viel Verpackung durch Unverpackt tatsächlich vermieden wird.
Insgesamt ist festzuhalten, dass sowohl aus Praxis- wie aus Forschungsperspektive Entwicklungsbedarf besteht – nicht zuletzt aufgrund neuer Gesetzeslagen und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen – und dass diese anstehenden Entwicklungen auf die bisherige Arbeit aufbauen können.